Bedrohte Küstennatur
Die Sandbänke, Salzwiesen, Dünen und der Wald von St. Peter-Ording sind bedroht: Verlust der natürlichen Dünendynamik, eingeschleppte Arten und der zukünftig beschleunigte Meeresspiegelanstieg gefährden diesen Naturraum.
Artenverlust und Zerschneidung von Lebensräumen

Die binnendeichs gelegenen Dünen von St. Peter-Ording sind durch Bauwerke und Straßen sowie durch die aufgeforsteten Waldflächen stark zergliedert und haben an vielen Stellen an Natürlichkeit verloren. Dünentiere wie Zauneidechse und Kreuzkröte sind bedroht und werden immer seltener.
Dünen sind im natürlichen Zustand ein dynamischer Lebensraum, der auf regelmäßige „Störungen“ (z.B. Entstehung offener Sandflächen durch Sturmereignisse) angewiesen ist. Ohne diese „Störungen“ bildet sich auf den Dünen eine geschlossene Bodenschicht aus Moosen, Flechten, Gräsern sowie überalterter Besenheide und es siedeln sich zunehmend Gehölze aus dem angrenzenden Dünenwald an. Dadurch verlieren dünentypische Tierarten, wie die bedrohte Zauneidechse und die Kreuzkröte, zunehmend an Lebensraum und werden immer seltener.
Gefahren durch eingeschleppte Arten
Obwohl die Natur von St. Peter-Ording zu einem großen Teil bereits unter Schutz steht, gerät sie zunehmend unter Druck: Invasive Pflanzenarten wie die Traubenkirsche, die Kartoffelrose und das Kaktusmoos verdrängen heimische Arten.
Bedrohung durch den Meeresspiegelanstieg
Das Wattenmeer ist durch den Klimawandel und den damit verbundenen Meeresspiegelanstieg massiv bedroht: Wattflächen, Salzwiesen, Strände und Dünen, sogar ganze Inseln könnten mitsamt ihrer einmaligen Natur durch Abbruch bzw. Überflutung verloren gehen. Sturmfluten könnten an unseren Küsten zudem höher auflaufen und Menschen gefährden. Schleswig-Holstein hat daher die gemeinsame Strategie für das Wattenmeer 2100 beschlossen.

Stetiger Wandel: die Sandbank von St. Peter-Ording
Der langfristige Bestand der Sandbank von St. Peter-Ording ist entscheidend für den Schutz der Küstenlebensräume, aber auch für die Menschen vor Ort. Während in der Vergangenheit ein Wechsel mehrjähriger Sedimentations- und Erosionsphasen des Strandes beobachtet wurden, könnten sich auf Grund des steigenden Meeresspiegels die Sedimentations- und Erosionsprozesse verschieben und es könnte zu zunehmenden Verlusten im Bereich der Sandbank kommen.
Aktuell schrumpft die Sandbank in Ording – mögliche Folgen
Bereits mittelfristig hätte eine Verkleinerung der Sandbank negative Auswirkungen für St. Peter-Ording. Dies würde indirekt auch den Druck auf die angrenzenden empfindlichen Lebensräume erhöhen. Gleichzeitig ergäben sich negative Folgen für den Tourismus- und Erholungsort. So liegt der große Strandparkplatz in Ording nur ca. 320 m von der Wasserkante entfernt, die sich nach Angaben des LKN.SH jährlich um ca. 8 m landeinwärts verlagert.
Langfristig könnte es durch einen (Teil-)Verlust des Sandes zudem zu einer häufigeren Überflutung und damit zum Verlust der dem Deich vorgelagerten Salzwiesen, Priele und der jüngeren, dynamischeren und seltenen Dünenlebensräume kommen.
Durch häufigere Überflutungen würde zudem die hydrologische Belastung auf die Küstenschutzbauwerke steigen, weshalb diese dann möglicherweise verstärkt werden müssten. Mehr Wissen über die mögliche zukünftige Entwicklung des Außensandes ist daher entscheidend, um mögliche Veränderungen frühzeitig zu kennen und angemessene, möglichst naturverträgliche Anpassungsmaßnahmen planen zu können.
Waldumbau – ein Auftrag der Gegenwart für unsere Zukunft
Auch den relativ artenarmen Nadelholzwäldern in St. Peter-Ording wird der Klimawandel in den kommenden Jahrzehnten mit zunehmenden Schadereignissen zu Leibe rücken. Trockenheit und Stürme könnten öfter auftreten und die Waldbestände unter Stress setzen.

Wir wissen heute, dass die Antwort darauf nur eine Entwicklung eines standorttypischen Waldes mit hoher Baumartenvielfalt sein kann. Sie ist im Stande, die Risiken weiter zu streuen. Eine der großen Herausforderungen ist es, die Bestände durch Saat und Pflanzung mit standortgerechten Laubgehölzen wie Eiche und Buche zu bereichern, die Bestände zu strukturieren und damit die Artenvielfalt zu fördern.
Auf Grund der starken Ausbreitung von eingeschleppten Arten sowie dem hohem Verbissdruck durch Rehwild auf die natürliche Waldverjüngung ist dies eine herausfordernde und langfristige Aufgabe – aber es ist unsere Pflichtaufgabe und unser Auftrag im Sinne nachfolgender Generationen.