Herausforderungen
Bedrohte Küstennatur
Die Sandbänke, Salzwiesen, Dünen und der Wald von St. Peter-Ording sind bedroht: Verlust der natürlichen Dünendynamik, eingeschleppte Arten und der Klimawandel gefährden die Küstenlandschaft.
Artenverlust und Zerschneidung von Lebensräumen
Die binnendeichs gelegenen Dünen von St. Peter-Ording sind durch Bauwerke und Straßen sowie durch die aufgeforsteten Waldflächen stark zergliedert und haben an vielen Stellen an Natürlichkeit verloren.
Dünen sind ein dynamischer Lebensraum, der im natürlichen Zustand auf regelmäßige „Störungen“ angewiesen ist. Durch Stürme und Sandbewegungen entstehen offene Sandflächen, die von Moosen, Flechten, Gräsern und Besenheide immer wieder neu besiedelt werden können. Bleibt diese Dynamik aus, so überaltert die Dünenvegetation und es siedeln sich zunehmend Gehölze aus dem angrenzenden Dünenwald an.
Zudem können sich eingeschleppte Arten auf den Flächen ausbreiten. In St. Peter-Ording wirken sich insbesondere die Späte Traubenkirsche, die Kartoffelrose und das Kaktusmoos negativ auf die binnendeichs gelegenen Dünenflächen aus. Durch diese negativen Veränderungen verlieren dünentypische Tierarten, wie die Zauneidechse und die Kreuzkröte, zunehmend ihren Lebensraum und werden seltener.
Durch Lebensraumzerschneidung und die Ausbreitung standortfremder Arten sind die binnendeichs gelegenen Dünenlebensräume bedroht. Im Projekt „Sandküste“ renaturieren wir diese Flächen, um die Tier- und Pflanzenvielfalt der Dünen von St. Peter-Ording dauerhaft zu erhalten und zu schützen.
Folgen des Klimawandels im Dünenwald
In den heute relativ artenarmen Nadelholzwäldern in St. Peter-Ording werden die Folgen des Klimawandels in den kommenden Jahrzehnten zunehmend sichtbarer werden. Trockenheit und Stürme könnten öfter auftreten, die Waldbestände unter Stress setzen und zu Baumschäden führen.
Eine weitere Herausforderung ist die fehlende Verjüngung des Waldes. Durch einen hohen Rehwildbestand in den Waldflächen konnten junge Bäume, insbesondere Eichen, kaum aufwachsen. Stattdessen hat sich die Spätblühende Traubenkirsche, eine eingeschleppte Art, auf den Flächen verbreitet und verhindert die Entwicklung einer natürlichen Waldstruktur.
Aus dem artenarmen Nadelwald soll zukünftig ein klimastabiler und dünentypischer Eichenmischwald in St. Peter-Ording entstehen. Im Projekt „Sandküste“ stoßen wir diesen Umbauprozess an, indem wir das Aufwachsen junger Eichen fördern und eingeschleppte Arten zurückdrängen.
Bedrohung durch den Meeresspiegelanstieg
Das Wattenmeer ist durch den Klimawandel und den damit verbundenen Meeresspiegelanstieg massiv bedroht: Wattflächen, Salzwiesen, Strände und Dünen, sogar ganze Inseln könnten mitsamt ihrer einmaligen Natur durch Abbruch bzw. Überflutung verloren gehen. Sturmfluten könnten an unseren Küsten zudem höher auflaufen und Menschen gefährden. Schleswig-Holstein hat daher die gemeinsame Strategie für das Wattenmeer 2100 beschlossen.
Stetiger Wandel: die Sandbank von St. Peter-Ording
Der langfristige Bestand der Sandbank von St. Peter-Ording ist entscheidend für den Schutz der Küstenlebensräume, aber auch für die Menschen vor Ort. Während in der Vergangenheit ein Wechsel mehrjähriger Sedimentations- und Erosionsphasen des Strandes beobachtet wurden, könnten sich aufgrund des zukünftig schneller steigenden Meeresspiegels die Sedimentations- und Erosionsprozesse verschieben und es könnte zu zunehmenden Verlusten im Bereich der Sandbank kommen.
Aktuell schrumpft die Sandbank in Ording – mögliche Folgen
Bereits mittelfristig hätte eine Verkleinerung der Sandbank negative Auswirkungen für St. Peter-Ording. Dies würde indirekt auch den Druck auf die angrenzenden empfindlichen Lebensräume erhöhen. Gleichzeitig ergäben sich negative Folgen für den Tourismus- und Erholungsort. So liegt der große Strandparkplatz in Ording nur ca. 320 m von der Wasserkante entfernt, die sich nach Angaben des LKN.SH jährlich um ca. 8 m landeinwärts verlagert.
Langfristig könnte es durch einen (Teil-)Verlust des Sandes zudem zu einer häufigeren Überflutung und damit zum Verlust der dem Deich vorgelagerten Salzwiesen, Priele und der jüngeren, dynamischeren und seltenen Dünenlebensräume kommen.
Durch häufigere Überflutungen würde zudem die hydrologische Belastung auf die Küstenschutzbauwerke steigen, weshalb diese dann möglicherweise verstärkt werden müssten. Mehr Wissen über die mögliche zukünftige Entwicklung des Außensandes ist daher entscheidend, um mögliche Veränderungen frühzeitig zu kennen und angemessene, möglichst naturverträgliche Anpassungsmaßnahmen planen zu können.
Die Menschen und die Natur sind an der Nordseeküste vom Klimawandel besonders betroffen. Wir müssen in der Wattenmeer-Region deshalb alle Anstrengungen unternehmen, dem Klimawandel zu begegnen. Besserer globaler Klimaschutz ist unverzichtbar, wird allein aber nicht reichen. Selbst bei einem effektiven globalen Klimaschutz würde der Meeresspiegel als Nachwirkung noch lange ansteigen. Daher werden über eine sehr lange Zeit (Jahrhunderte) Anstrengungen zur Anpassung an den Klimawandel erforderlich.
Können Dünen teilweise die Funktion eines Deichs übernehmen und die Küste sicher vor Sturmfluten schützen? Wie kann die Schutzfunktion der Dünen zusätzlich verstärkt werden? Und wie setzt man dies möglichst naturnah um? Diese Fragen erforschen wir anhand der Dünen von St. Peter-Ording!
Der Sand von St. Peter-Ording dient Küstenschutzes, Tourismus und dahinter liegenden Lebensräumen gleichermaßen. Allerdings verändert sich der Sand kontinuierlich. Wir untersuchen die geomorphologische Entwicklung des Sandes und erforschen mögliche zukünftige Veränderungen.